Betriebsunterbrechung als «Top-Gefahr» in der Schweiz

Ein Trio von Risiken in engem Zusammenhang mit Covid-19 führt das zehnte Allianz Risk Barometer 2021 an. Es verdeutlicht jene potenziellen Verluste und Störszenarien, die Unternehmen in Folge der Pandemie bewältigen müssen. In der Schweiz belegt Betriebsunterbrechung Platz 1 und Cyber-Vorfälle Platz 2, dicht gefolgt von Pandemie-Ausbruch.

Betriebsunterbrechung

«Das Allianz Risk Barometer 2021 wird eindeutig von dem Covid-19-Trio dominiert. Betriebsunterbrechung (BU), Pandemie und Cyber sind stark miteinander verknüpft und zeigen die wachsende Verwundbarkeit unserer hochgradig globalisierten und vernetzten Welt», sagt Joachim Müller, CEO von AGCS. «Die Coronavirus-Pandemie erinnert uns daran, dass sich das Risikomanagement und das Business Continuity Management weiter entwickeln müssen, damit Unternehmen besser gegen extreme Ereignisse gewappnet sind und diese überstehen können. Während die Pandemie viele Länder auf der ganzen Welt weiterhin fest im Griff hat, müssen wir uns auf häufigere Extremszenarien einstellen – beispielsweise einen globalen Cloud-Ausfall oder Cyberangriff, Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels oder sogar einen weiteren Seuchenausbruch.»

Die Covid-19-Krise stellt weiterhin eine unmittelbare Bedrohung für die individuelle Sicherheit und für Unternehmen dar – mit der Konsequenz, dass das Risiko weltweit andere Gefahren verdrängt hat und um 15 Positionen auf Platz 2 der Rangliste gestiegen ist, wie es in der Medienmitteilung der Allianz heisst. Vor Corona war sei die Pandemiegefahr in den zehn Jahren des Allianz Risk Barometers nie höher als auf Platz 16 gelandet. Das zeige, dass es ein deutlich unterschätztes Risiko war. Im Jahr 2021 sei es jedoch in 16 Ländern das Top-Risiko und ausserdem unter den drei jeweils grössten Risiken auf allen Kontinenten und in 35 der 38 analysierten Länder, heisst es.

Top-Gefahren in der Schweiz

Auch in der Schweiz dominieren Betriebsunterbrechung (Platz 1 mit 58% der Antworten), Cyber-Vorfälle (56%) und Pandemie-Ausbruch (48%) das Ranking – wobei Schweizer Unternehmen das Risiko eines Cyber-Vorfalls (Platz 2) noch grösser einschätzen als die Folgen der Pandemie (Platz 3). Einen Platz tiefer als im Vorjahr auf Platz 4 (24%) stehen rechtliche Veränderungen wie z.B. Handelskriege und Zölle, Protektionismus und Wirtschaftssanktionen. Neu in den Top Ten ist zudem entgegen dem weltweiten Abwärtstrend das Risiko Klimawandel/steigende Volatilität des Wetters, das auf Platz 7 rangiert (12%).

Pandemie treibt Betriebsstörung an – jetzt und in Zukunft

BU-Risiken standen bereits sieben Mal an der Spitze des Risiko-Barometers, und sie kehren nun auf Platz 1 zurück, nachdem sie im Jahr 2020 von Cyber-Vorfällen abgelöst worden war. Die Pandemie zeige, dass extreme BU-Ereignisse globalen Ausmasses nicht nur theoretisch, sondern eine reale Bedrohung seien, die zu massiven Umsatzverlusten und Unterbrechungen von Produktion, Betrieb und Lieferketten führen könne. 59% der Befragten nennen die Pandemie als Hauptursache für BU im Jahr 2021, gefolgt von Cyber-Vorfällen (46%) sowie Naturkatastrophen, Feuer und Explosionen (jeweils rund 30%).

BCM als wichtigste Massnahme

Laut Allianz reiht sich die Pandemie damit in die wachsende Liste der BU-Szenarien ohne voran gegangenen Sachschaden wie Cyber- oder Stromausfälle ein. «Die Folgen der Pandemie – eine breitere Digitalisierung, mehr Arbeit von zu Hause und die wachsende Abhängigkeit von Technologie in Unternehmen und Gesellschaft – werden die Betriebsunterbrechungsrisiken in der Schweiz künftig wahrscheinlich erhöhen», erklärt Christoph Müller, Country Manager AGCS in der Schweiz. Als Reaktion auf die erhöhte BU-Anfälligkeit seien viele Unternehmen bestrebt, ihre Betriebsabläufe widerstandsfähiger zu machen und ihre Lieferketten robuster zu gestalten. Laut den Befragten des Allianz Risk Barometers ist die Verbesserung des Business Continuity Managements die wichtigste Massnahme, die Unternehmen ergreifen wollen (62%), gefolgt von der Entwicklung alternativer oder mehrerer Lieferanten (45%), Investitionen in digitale Lieferketten (32%) und einer verbesserten Lieferantenauswahl und -prüfung (31%).

Cyber-Gefahren verschärfen sich

Cyber-Vorfälle seien im weltweiten Ranking zwar auf Platz 3 zurückgefallen, blieben aber eine der Hauptgefahren mit mehr prozentualen Antworten als im Jahr 2020 und rangieren immer noch als Top-3-Risiko in vielen Ländern, einschliesslich der Schweiz (Platz 2). Auch die durch die Pandemie getriebene Beschleunigung hin zu mehr Digitalisierung und Home-Office verschärfe die IT-Schwachstellen weiter. Covid-19-bezogene Malware- und Ransomware-Vorfälle haben laut Interpol 2020 um mehr als ein Drittel zugenommen, Phishing- und Betrugsvorfälle sind sogar um die Hälfte angestiegen. Die ohnehin schon häufigen Ransomware-Angriffe würden weiter zunehmen. Sie haben mit hohen Erpressungsforderungen zunehmend Grossunternehmen ins Visier, wie der aktuelle AGCS-Bericht zu Cyber-Risikotrends zeigt.

«Covid-19 hat gezeigt, wie schnell sich Cyberkriminelle anpassen können. Der Digitalisierungsschub durch die Pandemie hat neue Möglichkeiten für Angriffe geschaffen. Es entwickeln sich ständig neue Cyber-Schadensszenarien», sagt Catharina Richter, globale Leiterin des Allianz Cyber Center of Competence bei der AGCS.

In die jährliche Umfrage der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) floss die Einschätzung von 2769 Experten aus 92 Ländern ein, darunter CEOs, Risikomanager, Makler und Versicherungsexperten.

Für weitere Informationen zum Allianz Risk Barometers 2021 hier.

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