Entwicklung von Fehlzeiten

Die Fehlzeiten in der Schweiz nehmen von Jahr zu Jahr zu: 2020 wurde, nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Covid-19, ein neuer Höchstwert von 8,1 Tagen pro Vollzeitäquivalent erreicht. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen jedoch, dass es sich nicht nur um ein Covid-19-bedingtes Problem handelt, denn bereits zwischen 2015 und 2019 stiegen die Ausfall­tage von 6,6 auf 7,2 pro Vollzeitäquivalent.

Fehlzeiten

Dass sich die Zunahme der Fehlzeiten nicht einfach durch Covid-19 erklären lässt, zeigen Analysen aus Deutschland. Für eine aktuelle Krankenstandsanalyse hat das Berliner IGES-Institut die Daten von mehr als 2,4 Millionen versicherten Erwerbstätigen der DAK-Gesundheit ausgewertet.

Dabei zeigt sich in den Stichproben keine Zunahme der Fehlzeiten über das Jahr und kein direkter Zusammenhang zwischen Covid-Fallzahlen und Fehlzeiten. Bei der Interpretation und dem Vergleich zur Schweiz ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Fallzahlen in Deutschland signifikant tiefer lagen.

Die höchsten Fehlzeitenquoten finden sich in der ersten Welle. Danach kommt es zu einem Rückgang und die Fehlzeiten liegen unter den Vorjahren. Die zweite Welle ab Oktober führt, trotz hoher Fallzahlen, nicht zu einer entsprechenden Zunahme der Fehlzeiten. Über das Jahr gesehen liegen diese leicht unter den Vorjahren. Auch bei der Ursachenanalyse der Fehlzeiten zeigt sich kein direkter Zusammenhang mit Covid-19. Jedoch erreichten die psychischen Erkrankungen mit 20 Prozent aller Fehlzeiten einen neuen Höchststand, wobei es insbesondere bei den Anpassungsstörungen einen deutlichen Zuwachs von acht Prozent gab.

Auch Erkrankungen des Muskelskelettsystems nahmen zu, die Ausfalltage wegen Rückenschmerzen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent. Atemwegs­erkrankungen belegten im Corona-Jahr 2020 mit einem Minus von 3,6 Prozent nur Platz drei der wichtigsten Krankheitsarten.

Branchen mit grossem Homeoffice-Anteil hatten 2020 weniger Fehlzeiten als andere: So zeigt die Analyse für Banken, Versicherungen oder Informatikdienstleistungen einen unterdurchschnittlichen Krankenstand. Im Gesundheitswesen sowie in den Branchen Verkehr, Logistik ergaben sich jedoch überdurchschnittliche Fehlzeitenquoten.

Ursachen der Entwicklung

Zurück zur Entwicklung in der Schweiz. Auch wenn sich keine 1:1-Rückschlüsse auf die Schweiz ziehen lassen, ist davon auszugehen, dass die Zunahme der Fehlzeiten in der Schweiz nicht auf Covid-19-­bedingte Arbeitsausfälle zurückzuführen ist. Vielmehr dürfte wohl die gefühlte zunehmende Belastung, die bei rund 50 Prozent der Erwerbstätigen spürbar war, relevant für die Zunahme der Fehlzeiten sein.

Gesundheitsförderung Schweiz führte im ersten Quartal 2020, also noch vor der akuten Phase der Covid-19-Pandemie, eine Erhebung des Job-Stress-Indexes durch: Drei von zehn Arbeitnehmenden beklagen Stress, und mehr als die Hälfte von ihnen ist emotional erschöpft. Ein Grund dafür ist ein Ungleichgewicht zwischen Belastungen und Ressourcen. Entsprechend betroffene Mitarbeitende haben ein erhöhtes Risiko einer psychischen Erkrankung, wie beispielsweise ­einem Burnout mit einer drohenden längerdauernden oder bleibenden Arbeits­unfähigkeit.

Folgen für die Betriebe

Die entsprechende Zunahme der Ausfälle wirkt sich finanziell einerseits auf die KTG-Versicherungen und anderseits auf die Betriebe aus. Teilweise müssen Versicherungen die Verträge sanieren, sprich die Prämien erhöhen, was zu Mehrkosten bei den Angestellten und im Unternehmen führt. Die Versicherungskosten bilden jedoch nur einen Teil der Kosten und Probleme ab; die Mehrbelastung der Vorgesetzten und Mitarbeitenden, Verzögerungen und qualitative Probleme sind meist viel dramatischer.

Dieser Fachartikel erschien in der gedruckten Ausgabe SAFETY-PLUS 3-2021.
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