Zu hohe Generikapreise in der Schweiz

Ein Auslandpreisvergleich von santésuisse und Interpharma zeigt: Die Schweizer Medikamentenpreise sind noch immer deutlich zu hoch. Für Generika zahlt man in der Schweiz mehr als doppelt so viel wie im Ausland, Originalpräparate sind durchschnittlich 9 bis 17 Prozent teurer. Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen zur Preissenkung müssen jetzt gemäss Stiftung für Konsumentenschutz unverzüglich umgesetzt werden.

Medikamenten-Preisvergleich mit dem Ausland zeigt grosse Preisunterschiede. Es ist höchste Zeit, das Referenzpreissystem endlich umzusetzen. © Depositphotos/ginasanders

Der aktuelle Auslandpreisvergleich zeigt einmal mehr, dass die Preise von Generika in der Schweiz ungerechtfertigt hoch sind. Dadurch wird eine weitere Erhöhung der Krankenkassenprämien in Kauf genommen. Nun sind Massnahmen gefordert, wie die Einführung eines Referenzpreissystems. Dabei werden austauschbare Generika in Gruppen zusammengefasst und pro Gruppe ein Preis festgelegt, der von der Krankenkasse vergütet wird. Wer ohne medizinischen Grund ein teureres Medikament verlangt, muss die Differenz zum Referenzpreis zahlen.
Dazu erläutert Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz: «Es gibt keinen vernünftigen Grund, wieso wir für Generika mehr als doppelt so viel zahlen sollten wie unsere Nachbarländer. Um zusätzliche Prämiensteigerungen zu vermeiden, muss jetzt ohne weitere Verzögerungen ein Referenzpreissystem eingeführt werden.»

Schmerzhafte Umsatzeinbussen für Pharmafirmen 

René Buholzer, Geschäftsführer von Interpharma, beklagt: «Mit der Preissenkungsrunde 2017 wurden Einsparungen in der Höhe von 190 Millionen Franken verfügt, was für die Pharmafirmen schmerzhafte Umsatzeinbussen bedeutet. Zusätzlich fielen durch weitere Preissenkungen nochmals Einsparungen in der Höhe von 105 Millionen Franken an. Dies spiegelt sich im kleiner gewordenen Preisunterschied zum Länderkorb, der mit einem mittlerweile deutlich schwächeren Franken praktisch ganz verschwindet.»

Preisdifferenz zum Ausland bis 52 Prozent

Der Vergleich bei den patentabgelaufenen Originalpräparaten und den Generika basiert auf den rund 250 umsatzstärksten patentabgelaufenen Wirkstoffen. Die Preise der patentabgelaufenen Originalprodukte waren in der Schweiz 17% höher als im Durchschnitt der Vergleichsländer. Bei den Generika beträgt die Preisdifferenz zum Ausland 52%. Generika sind in der Schweiz damit nach wie vor mehr als doppelt so teuer als im Durchschnitt der Vergleichsländer. Verena Nold, Direktorin von santésuisse, sagt dazu: «Wer in den Ferien im Ausland ein Medikament kauft, stellt fest, dass dieses meistens viel günstiger ist als bei uns. santésuisse fordert deshalb für Medikamente ohne Patentschutz die Anpassung der Preise ans Ausland und die rasche Einführung und Durchsetzung eines neuen Preissystems. Damit sind alleine bei den Generika Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Franken möglich.»

Bereits zum neunten Mal haben der Krankenversicherungsverband santésuisse und Interpharma, der Branchenverband der forschenden Pharmaindustrie, gemeinsam einen Auslandpreisvergleich von Medikamenten durchgeführt. Dabei wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz mit denjenigen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden für patentgeschützte und patentabgelaufene Medikamente sowie Generika verglichen. Bei den patentgeschützten Präparaten wurden die Preise vom Mai 2018 verglichen, bei den patentabgelaufenen Originalprodukten und den Generika die Preise vom März 2018.

Quellen:

Stiftung für Konsumentenschutz

Interpharma

santésuisse

Preisvergleich bei patentfreien Originalen und Generika

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