Hochdruckreiniger sind nützlich, aber kein Spielzeug

Ein Hochdruckreiniger ist kein Kinderspielzeug. Die praktischen Reinigungshelfer sind zwar im Baumarkt oder Gartencenter erhältlich und können vieler­orts von jedermann gemietet oder ausgeliehen werden. Dies darf jedoch nicht dazu verleiten, die Gefahren beim Einsatz zu unterschätzen.

Hochdruckreiniger sind nützlich, aber kein Spielzeug
Bild: depositphotos

Schon der Begriff «Hochdruck» sollte genügen, um den Geräten mit Respekt zu begegnen und sich selbst wie auch Personen in der Umgebung vor Verletzungen zu schützen. Doch nicht selten erinnern die Pressemeldungen nach Unfällen mit Hochdruckreinigern an Szenen aus Horrorfilmen: «Arbeiter schlitzt sich die Bauchdecke auf», «20-Jähriger bangt um sein Auge», «Mann (54) will Maschine reinigen – schwerst verletzt!»

Besonders riskant wird es in Betrieben und Unternehmen, wenn Mitarbeiter, die im privaten Umfeld Hochdruckreiniger für Terrassenplatten, Gartenwege oder Wohnmobil verwenden, ohne vorherige Instruktion ein oft deutlich leistungsstärkeres Gerät für betriebliche Zwecke einsetzen. Man glaubt, die Technik und das Arbeitsverfahren zu beherrschen und auf Schutzausrüstung verzichten zu können. Doch wer sich nicht klarmacht, was ein Wasserstrahl anrichten kann, der mit bis zu mehreren Hundert oder auch über tausend Bar aus der Düse schiesst, riskiert schwerste Verletzungen. Ein Gummistiefel bietet bei hohem Betriebsdruck keinen Schutz. Ohne PSA sind nicht nur Haut und Gewebe, sondern auch die Augen hochgradig gefährdet, und dies beginnt bereits bei Geräten der unteren Leistungsstufen, wie sie in vielen Betrieben und Unternehmen im Einsatz sind.

Unterschätzte Gefahren

Nicht nur die Schneidwirkung eines Wasserstrahls unter Hochdruck wird leicht unterschätzt. Auch die weiteren Risiken sollte jeder kennen, der einen Hochdruckreiniger anschafft und benutzt:

  • Gelangt der Hochdruckwasserstrahl auf ungeschützte Körperteile, kann dies zu massiven Verletzungen von Haut, Gewebe, Muskulatur oder ­Augen führen.
  • Beim Auslösen des Wasserstrahls kommt es zu einem Rückstoss, wodurch der Bediener des Geräts straucheln oder stürzen kann.
  • Bei Einsatz von Heisswasser oder Heissdampf drohen Verbrühungen oder Verbrennungen an heissen Teilen des Gerätes.
  • Wenn der aufgewirbelte Unrat auf Personen trifft, drohen Verletzungen, z.B. durch Steinchen oder Glasscherben. Noch tückischer sind die kleinen Partikel wie Sandkörner oder Lacksplitter, die tief in die Haut eindringen können.

Nicht nur beim Arbeiten mit dem Hochdruckreiniger kommt es zu ­riskanten Situationen, auch bei Reparatur- und Wartungsarbeiten ist Vorsicht geboten. In den Unfallmeldungen heisst es dann z.B.: «Bei der Reparatur eines Hochdruckreinigers schoss dem jungen Mann eine Verschraubung ins Gesicht.» In einem anderen Fall ergab die Unfallanalyse, dass im Vorfeld ein Kollege versucht hatte, «den beschädigten Druckschlauch des Geräts mithilfe von Paketklebeband zu flicken». Auch bei einfachen – und vermeintlich ungefährlichen – Tätigkeiten, wie etwa dem Wechseln der Düse, muss das Gerät zuvor abgeschaltet, die Wasserzufuhr ­unterbrochen und das gesamte System drucklos gemacht werden.

Sicherheitsregeln und Schutzmassnahmen

Vorgesetzte und Sicherheitsverantwortliche sollten klare Vorgaben aufstellen, wer wann zu welchem Zweck welches Gerät verwenden darf, und das Prüfen und Warten organisieren. Auch der Auf­bewahrungsort der Geräte sollte geregelt sein, Hochdruckreiniger dürfen niemals in Fluchtwegen oder vor Notausgängen abgestellt werden. Ein gut gepflegter und regelmässig kontrollierter Hochdruckreiniger ist für viele Reinigungsaufgaben ein geeignetes und zu Recht beliebtes Arbeitsmittel. Voraussetzung für die sichere Nutzung ist jedoch, dass im Betrieb klare Anweisungen zur Nutzung bestehen und dass diese Regeln auch kontrolliert und durchgesetzt werden, z.B.:

  • Hochdruckreiniger nur verwenden, wenn man zuvor zum Einsatz, den Risiken und Sicherheitsvorgaben ­unterwiesen wurde.
  • Geeignete Schutzausrüstung nutzen, je nach Gerät und dessen Leistung flüssigkeitsdichten Körperschutz, Fussschutz, Handschutz, Gesichtsschutz, auch den Gehörschutz nicht vergessen.
  • Vor einem Einsatz die Spritzpistole, die Schlauchleitungen und Sicherheitseinrichtungen auf Mängel kon­trollieren, auch die Anzeigen für Druck und ggf. Temperatur.
  • Die Angaben des Geräteherstellers (Bedienungs- oder Betriebsanleitung) zum Einsatzzweck, Betriebsdruck usw. beachten.
  • Die Geräte nur an Steckdosen mit ­FI-Schutzschalter anschliessen, beim Outdoor-Einsatz ist dies zwingend erforderlich.
  • Schlauchleitungen schonend behandeln, d.h. Knicke, Einklemmen und Verschlingungen vermeiden und die Schläuche nicht über Kanten ziehen.
  • Hochdruckreiniger auf keinen Fall durch Ziehen am Schlauch bewegen.
  • Undichte oder anderweitig beschädigte Schlauchleitungen konsequent aussortieren, auf keinen Fall provisorisch flicken oder abdichten.
  • Einen Hochdruckreiniger niemals auf Personen richten.
  • Niemals einen zu reinigenden Gegenstand mit dem Fuss oder der Hand festhalten, auch nicht mit Fuss oder Hand eines Kollegen.
  • Arbeitsumgebungen ggf. absperren; auf keinen Fall dürfen Passanten oder Kinder überraschend auftauchen und dem Wasserstrahl zu nahe kommen.

Wichtig für Gerätekontrollen ist: Der Abzugshebel muss beim Loslassen stets von selbst schliessen und sollte so kon­struiert sein, dass er nicht unbeabsichtigt auslösen kann. Funktioniert dies nicht einwandfrei, muss er ausgetauscht werden. Auf keinen Fall darf man den Abzugshebel festklemmen (so wie es mancher vom Tankhebel an der Tankstelle gewohnt ist).

Höchste Vorsicht gilt beim Einsatz auf unebenem Gelände, in einer schwer einsehbaren Umgebung oder in Betriebsbereichen mit Absturzkanten, z.B. an einer Rampe oder vor Treppenstufen. Auf keinen Fall sollte ein Hochdruckreiniger von einer Leiter aus eingesetzt werden, denn die Rückstosskraft bedroht das Gleichgewicht und ein sicheres Arbeiten ist ohne sicheren Stand nicht möglich.

Hautschutz nicht vergessen

Bei Arbeiten mit Hochdruckreinigern dürfen weitere Gesundheitsrisiken nicht vergessen werden, die unabhängig vom Betriebsdruck des Gerätes bestehen. Zum einen sollte jeder, der in feuchter Umgebung arbeitet und zeitweise flüssigkeitsdichte PSA verwendet, auf den Schutz seiner Haut achten. Ein betrieblicher Hautschutzplan mit Angaben zu den Mitteln für Schutz, Reinigung und Pflege der belasteten Haut motiviert und unterstützt die Eigenverantwortung.

Zum anderen kann das Arbeiten mit dem Hochdruckreiniger mit Infektionsrisiken verbunden sein, z.B. in der Abwasser-, Abfall- oder Gesundheitsbranche. Die vom Gerät erzeugten Wassernebel sollten grundsätzlich so wenig wie möglich eingeatmet werden. Kommen potenzielle Infektionsquellen dazu, kann ein geeigneter Atemschutz durch z.B. FFP2-Masken notwendig werden.

 

Keine Hochdruckreiniger bei Asbestrisiken!

Die Suva rät dringend, beim Reinigen von asbesthaltigen Faserzementplatten an Gebäudehüllen, etwa von Dächern mit Wellblechplatten, auf Hochdruck­reiniger zu verzichten. Denn dabei besteht die Gefahr, dass Asbestfasern freigesetzt und verbreitet werden, die nach Ein­atmen bekanntermassen zu schweren Erkran­kungen führen können. Asbesthaltige Materialien sollten durch asbestfreie Produkte ersetzt werden. Ist ein Reinigen mit Wasser unverzichtbar, sollten spezielle Asbestflächen-Reinigungssysteme mit geregeltem Wasserkreislauf eingesetzt werden.

 

 

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