Stress: «Wichtige Massnahmen sind Prävention und das tägliche Wohlergehen der Mitarbeitenden»

Dauerstress mindert unsere Lebensqualität. Denn Stress wirkt sich langfristig auf die Gesundheit aus. Die Redaktion von SAFETY-PLUS befragte Isabelle Mansuy, Professorin für Neuroepigenetik an der Universität Zürich und der ETH Zürich, dazu, wie «Stress» entsteht und wie Unternehmen eine sinnvolle Prävention wahrnehmen sollten. 

Frau Mansuy, warum ist «Stress» (Disstress) ein so grosser Risikofaktor für chronische Krankheiten?

Weil Stresszustände schädlich für die Körperzellen sind und deren Funktionen nachhaltig verändern. Eine Stressbelastung führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol und Adrenalin/Noradrenalin im ganzen Körper – und wenn diese chronisch vorhanden sind, z.B. durch häufige Stressfaktoren oder Stress aus der Kindheit, zumal sich Organe und Gewebe noch entwickeln, können diese Botenstoffe bzw. Hormone die Zellen nachhaltig schädigen und den Menschen anfälliger für Krankheiten machen.

Wie lassen sich überhaupt Stressursachen bei Langzeiterkrankungen diagnostizieren?

Stresszustände lassen sich durch Verhaltenstests und Fragebögen hinsichtlich der Gefühle einer Person diagnostizieren, beispielsweise mittels einer Skala bei den wahrgenommenen Stressfaktoren. Stresshormone lassen sich in Blut, Speichel oder Urin nachweisen. Blutdruck und Vagotonie (der Zustand, in welchem das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems verschoben ist) sind weitere nützliche Messgrössen. Die Vermeidung von Stresszuständen kann sich bei manchen Patienten als schwierig erweisen, diese lassen sich beispielweise durch Psychotherapie, Meditation, Akupunktur, Psychoanalyse, aber auch durch Sport und Yoga, den Einsatz von therapeutischen Pflanzen und in den schwersten Fällen, Medikamente, minimieren.

Stress: «Wichtige Massnahmen sind Prävention und das tägliche Wohlergehen der Mitarbeitenden»
Bild: Isabelle Mansuy ist Professorin für Neuro- epigenetik an der ETH Zürich und der Universität Zürich.

Welche Langzeitfolgen haben tägliche Stressoren wie hohes Arbeitstempo, Termindruck, Unterbrechungen?

Diese Faktoren sind nicht zwingend negativ für die Gesundheit. Auch wenn man sehr unter Druck steht und hart arbeitet, kann man seine Arbeit mit Freude und Vergnügen verrichten. Pathologisch wird es, wenn Menschen die Kontrolle verlieren, ängstlich werden, sich überlastet und psychisch unter Druck stehen.

Wo sollten evtl. Arbeitgeber ansetzen bei möglichen Workshops?

Wichtige Massnahmen sind Prävention und auf das tägliche Wohlergehen der Mitarbeiter zu achten. Dies wird weitgehend erreicht durch Respekt am Arbeitsplatz, gute Kommunikation, klare Arbeitsziele, eine sichere und angenehme Arbeitsumgebung und -bedingungen sowie Belohnung für gute Arbeit und berufliches Fortkommen usw.

Was hält unser Gehirn bei einer positiven «Stress-Balance» auch langfristig «fit»?

Es ist eine Kombination von Faktoren wie gesunde Ernährung, Sport, guter Schlaf, Lebensziel, Glück im Privatleben, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und ein gutes soziales Netzwerk. Diese Erkenntnis ist per se nicht neu und vielleicht sogar ziemlich trivial. Einer der Hauptgründe dafür, dass Menschen gestresst und psychisch krank sind, liegt oft in einer schlechten oder traumatischen Kindheit begründet. Ein gutes gesundheitliches Gleichgewicht muss schon früh im Leben aufgebaut werden, damit man als Erwachsener in der Lage ist, Stress zu bewältigen und sein Leben gut zu meistern. Prävention ist hier auch sehr wichtig.

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